Warum roher Fleisch und roher Fisch giftig für Hunde sind

  • Isabel Scheu
  • 15.10.2024
  • Ernährung

Warum rohes Fleisch und Fisch für Hunde gefährlich sein können: Ein umfassender Ratgeber

Die Ernährung mit rohem Fleisch und Fisch wird in der Hundewelt zunehmend populärer. Viele Hundebesitzer entscheiden sich für die sogenannte BARF-Methode (Biologisch Artgerechte Rohfütterung), da sie der Meinung sind, dies sei die natürlichste Form der Ernährung für ihren Hund. Die Idee dahinter ist, dass Hunde als Nachfahren des Wolfs darauf ausgelegt sind, rohes Fleisch und Fisch zu fressen, genau wie ihre wilden Vorfahren.

Doch so verlockend die Theorie auch klingt, rohes Fleisch und Fisch können für Hunde auch Gefahren bergen. In diesem Beitrag werden wir die Risiken beleuchten, die mit der Fütterung von rohem Fleisch und Fisch verbunden sind, und klären, warum diese Art der Ernährung für deinen Hund nicht immer sicher ist.

Bakterielle Kontamination: Ein Risiko für Hund und Mensch

Eines der größten Risiken bei der Fütterung von rohem Fleisch und Fisch ist die potenzielle Kontamination mit schädlichen Bakterien. Während Hunde aufgrund ihrer kürzeren Verdauungszeit oft resistenter gegen bestimmte Krankheitserreger sind als Menschen, bedeutet dies nicht, dass sie vollständig geschützt sind. Einige der häufigsten Bakterien, die in rohem Fleisch und Fisch vorkommen, sind:

Salmonellen

Salmonellen sind eine der häufigsten Bakterien, die in rohem Fleisch, Geflügel und Fisch vorkommen können. Infektionen mit Salmonellen (Salmonellose) verursachen Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen und Fieber. Besonders gefährlich wird eine Salmonelleninfektion, wenn das Immunsystem des Hundes geschwächt ist, etwa bei Welpen, älteren Hunden oder kranken Tieren.

Außerdem besteht die Gefahr, dass Hunde die Bakterien auf Menschen übertragen. Hundebesitzer können durch den Umgang mit rohem Fleisch oder den Kontakt mit Hundekot, der Salmonellen enthält, selbst infiziert werden, was besonders gefährlich für Kinder, ältere Menschen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem ist.

E. coli

Escherichia coli (E. coli) ist ein weiteres Bakterium, das häufig in rohem Fleisch vorkommt und ernsthafte Erkrankungen verursachen kann. Auch wenn viele E. coli-Stämme harmlos sind, können einige Stämme schwere Durchfallerkrankungen und Erbrechen hervorrufen. Diese Bakterien können nicht nur den Hund krank machen, sondern auch Menschen infizieren, die mit dem Tier oder kontaminierten Oberflächen in Berührung kommen.

Listerien

Listerien sind besonders gefährlich für trächtige Hündinnen, da eine Infektion zu Fehlgeburten oder schwerwiegenden Komplikationen bei den Welpen führen kann. Menschen können ebenfalls schwer erkranken, wenn sie Listerien aufnehmen, was zu Symptomen wie Fieber, Muskelschmerzen und Magen-Darm-Problemen führen kann.

Campylobacter

Campylobacter ist ein Bakterium, das oft in rohem Geflügel vorkommt und bei Hunden zu Magen-Darm-Problemen wie Durchfall, Bauchschmerzen und Erbrechen führen kann. Auch Menschen können sich leicht durch den Kontakt mit kontaminiertem Fleisch oder infizierten Tieren anstecken.

Parasiten im rohen Fleisch und Fisch

Neben bakteriellen Infektionen besteht bei der Fütterung von rohem Fleisch und Fisch das Risiko von Parasiten, die für Hunde und Menschen gefährlich sein können.

Toxoplasma gondii

Toxoplasma gondii ist ein Parasit, der in rohem Fleisch, insbesondere in rohem Schweinefleisch, vorkommen kann. Eine Infektion (Toxoplasmose) kann zu neurologischen Symptomen, Muskelschwäche und sogar Erblindung führen. Während gesunde Hunde oft keine Symptome zeigen, sind trächtige Hündinnen und Hunde mit geschwächtem Immunsystem besonders anfällig für schwere Komplikationen.

Neospora caninum

Neospora caninum ist ein Parasit, der vor allem in rohem Rindfleisch vorkommt und bei Hunden zu Lähmungen und neurologischen Schäden führen kann. Diese Infektion kann auch für trächtige Hündinnen gefährlich sein, da sie Fehlgeburten oder angeborene Defekte bei den Welpen verursachen kann.

Fische und Parasiten

Fisch kann ebenfalls Parasiten enthalten, insbesondere Fischbandwürmer und den Lungenwurm (Nanophyetus salmincola). Fischbandwürmer können bei Hunden zu Gewichtsverlust, Erbrechen und Magen-Darm-Problemen führen. Der Lungenwurm ist besonders problematisch, da er zu Atembeschwerden, Lungenentzündungen und in schweren Fällen zum Tod führen kann. Der Verzehr von rohem Fisch, insbesondere von Süßwasserfischen, erhöht das Risiko einer Infektion mit diesen Parasiten erheblich.

Nährstoffungleichgewichte: Risiken einer unausgewogenen Rohfütterung

Ein weiteres Problem bei der Fütterung von rohem Fleisch und Fisch ist das Risiko eines Nährstoffungleichgewichts. Viele Hundebesitzer, die sich für eine Rohfütterung entscheiden, sind sich der genauen Nährstoffanforderungen ihrer Hunde nicht bewusst. Dies kann dazu führen, dass der Hund nicht alle essentiellen Nährstoffe erhält, die er für ein gesundes Leben benötigt.

Kalzium-Phosphor-Ungleichgewicht

Hunde benötigen eine ausgewogene Mischung aus Kalzium und Phosphor, um gesunde Knochen und Zähne zu entwickeln und zu erhalten. Rohes Fleisch allein enthält oft viel Phosphor, aber nicht genug Kalzium. Ohne ausreichende Kalziumzufuhr kann es zu Knochenschwäche, Zahnproblemen und im schlimmsten Fall zu Osteoporose kommen. Viele Hunde, die ausschließlich rohes Fleisch fressen, entwickeln aufgrund eines Kalziummangels schwerwiegende Gesundheitsprobleme.

Vitaminmangel

Rohes Fleisch enthält möglicherweise nicht alle Vitamine und Mineralstoffe, die dein Hund braucht. Besonders der Mangel an Vitamin A, Vitamin D und Vitamin E kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Vitamin A ist wichtig für die Augengesundheit und das Immunsystem, Vitamin D für die Knochengesundheit und Vitamin E als Antioxidans für den Zellschutz. Eine unausgewogene Rohfütterung kann zu Mangelerscheinungen führen, die langfristig schwerwiegende Folgen haben können.

Gefahren durch rohen Fisch: Thiaminase und Quecksilber

Fisch kann neben Parasiten und Bakterien auch spezifische Probleme mit sich bringen, die bei Hunden gesundheitliche Schäden verursachen können.

Thiaminase

Einige Fischarten, insbesondere Rohfischarten wie Karpfen, Hering oder Sardinen, enthalten das Enzym Thiaminase, das Vitamin B1 (Thiamin) abbaut. Thiamin ist ein lebenswichtiges Vitamin, das für den Energiestoffwechsel und die Funktion des Nervensystems notwendig ist. Ein Mangel an Vitamin B1 kann bei Hunden zu neurologischen Störungen, Muskelschwäche und in schweren Fällen zu Krampfanfällen und Koma führen.

Quecksilbervergiftung

Ein weiteres Risiko beim Füttern von rohem Fisch, insbesondere von großen Raubfischen wie Thunfisch, Schwertfisch und Makrele, ist die Gefahr einer Quecksilbervergiftung. Quecksilber reichert sich im Gewebe dieser Fische an und kann bei Hunden zu neurologischen Schäden, Nierenschäden und Verhaltensänderungen führen. Während gelegentliche kleine Mengen von Fisch wie Lachs oder Forelle unbedenklich sind, sollte der Verzehr großer Fischarten stark eingeschränkt werden.

Fehlende Hitzebehandlung: Ein Schutz gegen Krankheitserreger

Viele der oben genannten Gefahren von rohem Fleisch und Fisch können durch einfache Hitzebehandlung beseitigt werden. Das Kochen oder gründliche Erhitzen von Fleisch und Fisch tötet die meisten schädlichen Bakterien, Parasiten und Viren ab und macht das Futter sicherer für den Verzehr. Zwar können durch das Kochen einige Nährstoffe verloren gehen, aber diese Verluste sind minimal im Vergleich zu den gesundheitlichen Risiken, die mit dem Verzehr von rohem Fleisch und Fisch verbunden sind.

Alternativen zur Rohfütterung

Wenn du das Beste aus der Rohfütterung für deinen Hund herausholen möchtest, ohne die oben genannten Risiken einzugehen, gibt es einige Alternativen, die sowohl sicher als auch gesund sind:

  • Gekochtes Futter: Gekochtes Fleisch und Fisch bieten die gleichen ernährungsphysiologischen Vorteile wie rohes Fleisch, ohne die Risiken einer bakteriellen Kontamination oder Parasitenbefall. Du kannst das Futter schonend garen, um die meisten Nährstoffe zu erhalten, während du gleichzeitig Krankheitserreger abtötest.
  • Kommerzielles Rohfutter: Es gibt kommerzielle Rohfuttersorten, die speziell entwickelt wurden, um sicherzustellen, dass dein Hund alle notwendigen Nährstoffe erhält. Diese Produkte werden oft eingefroren oder gefriergetrocknet, um Bakterien und Parasiten abzutöten und gleichzeitig die Nährstoffe zu bewahren.
  • BARF mit Ergänzungen: Wenn du dich dennoch für die Rohfütterung entscheidest, solltest du sicherstellen, dass die Ernährung deines Hundes ausgewogen ist. Es gibt spezielle Nahrungsergänzungsmittel, die Kalzium, Vitamine und andere Nährstoffe liefern, um Nährstoffmängel zu vermeiden.

Fazit

Rohes Fleisch und Fisch mögen auf den ersten Blick wie eine natürliche und gesunde Ernährungswahl für Hunde erscheinen, doch sie bergen erhebliche Risiken. Bakterien, Parasiten und Nährstoffungleichgewichte können die Gesundheit deines Hundes gefährden. Während einige Hunde rohes Fleisch ohne offensichtliche Probleme fressen können, ist die Gefahr von langfristigen Gesundheitsproblemen nicht zu unterschätzen.

Wenn du dich dennoch für die Rohfütterung entscheidest, solltest du die potenziellen Gefahren kennen und Maßnahmen ergreifen, um diese Risiken zu minimieren. Besprich dich mit deinem Tierarzt, um sicherzustellen, dass du deinen Hund ausgewogen und sicher ernährst. Alternativ kannst du auf gekochte oder kommerzielle Futteroptionen zurückgreifen, die weniger Risiken mit sich bringen.

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